Was Schumpeter auf dem Barcamp zu suchen hat ……

Ende Februar war das erste Barcamp in Bonn #bcbn15 und ich war – trotz immer noch starker Erkältung – ab der Mittagszeit dabei. Gesundheitlich vielleicht nicht ganz so weise, inhaltlich eine gute Entscheidung, denn das Barcamp hat mir gut gefallen. Von daher möchte ich ein herzliches Dankeschön an das Orgateam und auch an die Sponsoren aussprechen – Ihr habt eine tolle Arbeit geleistet und eine schöne Atmosphäre geschaffen!

Das Barcamp ist nur der Rahmen ….
Das Orgateam (bestehend aus Karin, Johannes und Sascha) und das Forum Internationale Wirtschaft haben uns einen angenehmen Rahmen zur Verfügung gestellt, die Aufgabe aller Anwesenden ist – wie bei jedem Barcamp – diesen Rahmen auch angemessen zu füllen.

Ich habe letzten Samstag – auch bedingt durch meine späte Ankunft und meine Erkältung – nur wenige Sessions mitbekommen. Dafür habe ich ein kurzes aber sehr spannendes Gespräch mitverfolgt, in dem es genau um die Frage der vorgeschlagenen und angebotenen Inhalte ging. Und nein, es geht mir nicht um Kritik an den angebotenen Sessions, sondern eher um die Frage, ob und wie wir mehr thematische und methodische Vielfalt erreichen können.

Es kostet natürlich Überwindung, sich überhaupt erst einmal bei einem Barcamp „vorne“ hinzustellen, eine Session vorzuschlagen und diese dann auch zu halten. Ich freue mich immer wieder, wenn ich auf Barcamps komplett neue Sessiongeber (und -geberinnen) und/oder neue Sessionthemen erlebe. Von daher geht mein Dank auch an alle, die letzte Woche eine Session gehalten haben – auch wenn ich nur einen kleinen Ausschnitt erleben konnte. Jede Session erfordert Vorbereitung – nicht unbedingt eine fertige Präsentation, aber doch eine Idee und eine Vorstellung, was in der Session passieren soll, welche Themen angeschnitten werden sollen, ob es eher eine Diskussion oder ein Vortrag sein soll …… oder doch ganz anders?

Denn gestern kamen in einem Gespräch zwei Punkte auf, die mir so wichtig erscheinen, daß ich sie hier aufgreifen möchte:
– warum gibt es eigentlich kein Barcamp oder zumindest nicht mehr Sessions bei denen praktische Erfahrungen im Vordergrund stehen? Also auch mehr Sessions in denen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen selbst praktische Erfahrungen machen können ……
– warum beschränken wir uns methodisch oft auf (theoretische) Vorträge und Diskussionen?

…. für innovative Inhalte und Kombinationen …..
Und genau hier kommt Schumpeter ins Spiel. Gunnar Sohn hat gestern eine Session zu Schumpeter gemacht – wobei es ihm vor allem um die Persönlichkeit Schumpeters, sein Leben und die Entdeckung seiner Spuren in Bonn ging. Laut Schumpeter ist eine Innovation nicht nur eine Neuerfindung, sondern auch eine neue Kombination von bereits vorhandenen Dingen/Faktoren. Schumpeter hat dies natürlich unmittelbar auf den Bereich der Wirtschaft bezogen. Es paßt aber gerade zu einer Session über Schumpeter, den Begriff auch wieder innovativ – also in einer neuen Kombination – anzuwenden und zwar gerade in bezug auf Barcamps und die Sessions auf einem Barcamp. Interessanterweise paßt die von Schumpeter für die Wirtschaft entwickelte Theorie auch zu den Tätigkeitskategorien, die der russische Künstler Kasimir Malewitsch formuliert hat. Malewitsch spricht von drei Tätigkeitskategorien – dem Erfinden (als Gestaltung des Neuen) und dem Kombinieren (als Umgestaltung des Vorhandenen) als „progressiven“ Tätigkeiten und dem (als „reaktionär“ bezeichneten) Reproduzieren (Nachbildung des Vorhandenen). Sowohl für Malewitsch als auch für Schumpeter ist die Neukombination eine „innovative“ Tätigkeit.

Spannender Gedanke, oder? Wir kombinieren einfach „Dinge“ neu und bekommen spannende neue Sessions und viel Gesprächsstoff. Zugegeben, es ist manchmal schneller und einfacher, zu einem Thema oder einer Frage einen kurzen Vortrag zu entwickeln oder eine Diskussion zu moderieren und natürlich können diese Sessions auch sehr spannend und inhaltsreich sein.

Barcamp als Experimentierfeld?
Was aber wäre, wenn wir das Barcamp als unser Experimentierfeld ansehen? Wenn wir uns also immer wieder bemühen, für uns neue Inhalte und Themen kennenzulernen und aufzugreifen und nach und nach auch neue Kombinationen auszuprobieren? Wenn wir – nach dem allerersten Überwinden – nicht bei einem Thema/einer Methode verbleiben, sondern immer wieder „Neues“ wagen? Dann würde es immer wieder Überraschungen für uns geben – für alle von uns! Ein schöner Gedanke, oder?

3 Gedanken zu „Was Schumpeter auf dem Barcamp zu suchen hat ……“

  1. Nach meiner Erfahrung komme ich nie bei einer Methode an, die sich für den Rest meines Lebens anwenden lässt. Es ist notwendig, wach zu bleiben. Es ist auch spannend, schön und inspirierend, nicht am Ziel zu sein. Auch ich halte das für eine der Stärken von BarCamps. Ich kann alles mitmachen, muss es aber nicht, und letztlich liegt es an mir und niemand bewertet, was ich damit anfangen. Es ist sogar wünschenswert, dass jeder Mensch das BarCamp so nutzt, wie es ihm/ihr gut tut.

    Danke für diesen Beitrag.

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