Immer wieder kommt sie bei mir auf – die irritierende Frage nach der (richtigen) Anrede. Du oder Sie? Manche Menschen kennt man schon lange bzw. von „früher“, da ist das einfach (Du).. Manche Menschen kennt man „nur“ aus dem geschäftlichen Umfeld, da ist das auch einfach (Sie). Was ist aber mit den Menschen, denen man „flüchtig“ bzw. „virtuell“ in irgendwelchen Netzwerken begegnet bzw. begegnet ist? Welche Anrede ist da richtig und passend?
Ich finde diese Frage immer wieder schwierig! Manchmal gibt es natürlich „Zwischenlösungen“ – ich kann sprachlich die direkte Ansprache vermeiden, ich kann in Postings für bestimmte Zielgruppen beides nutzen, aber manchmal …….. da wünsche ich mir mehr „Sicherheit“ und „Klarheit“.
Die Welt meiner Eltern habe ich in dem Punkt als viel klarer wahrgenommen. Man siezte alle Menschen, die man neu traf – mit Ausnahme von Kindern. Kinder, die man aufwachsen sah, wurden ab einem bestimmten Alter auch gesiezt (wenn sie nicht ausdrücklich auf dem „Du“ bestanden). Ich fand das „damals“ ziemlich streng und kompliziert, heute denke ich manchmal, daß ich über ein so einfaches „Gerüst“ froh wäre, daß mir die Entscheidung abnimmt. Wie oft ist es mir in den letzten Jahren passiert, daß mir Netzwerkkontakte auch nach langen persönlichen Telefongesprächen (mit der Anrede „Du“) Nachrichten schicken, in denen ich plötzlich gesiezt werde. Zufall? Botschaft? Ich weiß es nicht und bin dann manchmal doch etwas verunsichert …..
Manchmal ist es auch schwierig nachzuvollziehen, woher man jemanden kennt. Barcamp (dann Du) oder Konferenz (dann wohl eher Sie)? Twittwoch (Du) oder Kontakt bei Xing (meist eher Sie)?
Einerseits keine wirklich weltbewegende Frage, andererseits eine Frage mit deutlichen Auswirkungen, wenn eine falsch gewählte Anrede ein Gespräch erstickt oder frühzeitig scheitern läßt. Ich habe noch keinen „Königsweg“ gefunden – wenn es ihn gibt, dann freue ich mich über „dezente“ Hinweise!
In diesem Sinne wünsche ich gute Gespräche mit der „richtigen“ Anrede!
Besser hätte ich es nicht schreiben können. Ich kenne dieses Problem. Im Social Media Umfeld wird ja meistens geduzt. Im Online Marketing Umfeld meistens auch, aber da gibt es schon eher Leute, die auch siezen.
Im persönlichen Umfeld kenne ich es auch so, dass man siezt, es sei denn, der ältere bietet das Du an.
Bei Kindern ist es so, dass ich sie duze. Kenne ich die Eltern gut, so ist es für mich selbstverständlich, dass die Kinder mich duzen. Kenne ich die Eltern nur flüchtig, finde ich das Sie angebrachter.
Eine Besonderheit hat mich in meiner derzeitigen Bewerbungssituation schon oft über diese Problematik nachdenken lassen: Oft ist die Anzeige informal formuliert. Ich stand also vor der Frage: Duze ich in meiner Bewerbung zurück? Ich habe mich dennoch für’s Siezen entschieden. Schließlich ist es höflicher.
Zusammenfassend kann ich aber auch nicht wirklich sagen, wann ich lieber geduzt oder gesiezt werde. Es gibt Situationen, da ist das Duzen komisch, abebauch welche, da finde ich das Siezen unangenehm.
Dake für Deine ausführliche Antwort. Gerade die Situation, wenn ich zuerst eine „Anredeauswahl“ treffen muß, finde ich oft schwierig – das ist bei der Bewerbungssituation genau der Punkt. Wenn jemand mich anspricht (Du oder Sie) entscheide ich natürlich in dem Moment (oft auch unbewußt), ob das für mich paßt oder nicht. Es ist aber meist viel einfacher, zu reagieren als selbst die Entscheidung zu treffen!
Zum Thema Duzen oder Siezen in Bewerbungen und Bewerbungsgesprächen habe ich mich mal mit zwei Personalern unterhalten. Grundsätzlich schreiben die Firmen die Bewerbungen in der Form, in der sie ihre potenziellen Bewerber auch ansprechen würden. Bei uns in der Spieleindustrie findet man an dieser Stelle sehr viele Stellenbeschreibungen, die in der „Du-Form“ geschrieben sind. Wenn das der Fall ist, darf auch in der Bewerbung oder im Bewerbungsgespräch gedutzt werden. (Da waren sich beide einig). Anders herum sollte natürlich in „Sie“ Stellenbeschreibungen auch gesiezt werden.
Außerdem wird beim Schriftverkehr auch noch zwischen Formellen und Informellen „Du“ entschieden. So kann man es beispielsweise Klein- oder Großschreiben, wo an der Stelle die Großschreibung höflicher gewertet wird. In Bewerbungen das „Du“ also am besten immer Groß schreiben, damit immer noch eine kleine formelle Distanz herrscht. 🙂
Danke – gute Ergänzung! Den Hinweis auf die „formelle Distanz“ durch die Großschreibung des „Du“ (mache ich eigentlich immer so) finde ich spannend. Darüber hatte ich bisher noch nicht nachgedacht. Ich empfinde auch Beiträge in Blogs/bei Twitter als „Briefe“ und schreibe Anreden daher groß! Bei Bewerbungen ist die richtige Anrede natürlich extrem wichtig. Sollte man bei Initiativbewerbungen dann – vorsichtshalber – das „Sie“ wählen – mit der Gefahr, daß man möglicherweise zu „steif“ wirkt?