Immer mittwochs? fragt Hanne Becker und bezieht sich auf das Bloggen zu regelmäßigen oder unregelmäßigen Zeitpunkten. Nur wenige Tage vorher verfolgte ich in meiner regionalen Twittertimeline einen regen Austausch zum Thema Bloggen, in dem es vor allem um die Frage des „ob“ ging. Diese beiden Denkanstöße möchte ich hier aufgreifen.
Bloggen, ja oder nein?
In Anlehnung an Hamlet stelle ich mir immer wieder die Frage „Bloggen oder nicht bloggen“. Hinter dieser vermeintlich einfachen Frage stecken viele (durchaus tückische) Detailfragen. Das zugrundeliegende Blog-Thema hatte ich ja noch relativ schnell ausgewählt, auch erste Ideen zu Beiträgen hatte ich. Aber dann? Schnell mußte ich feststellen, daß es damit nicht getan ist. Jeder Blogbeitrag braucht Zeit – Zeit, um die Idee zu entwickeln; Zeit, um gedanklich zu reifen; Zeit, um geschrieben zu werden; Zeit, um gegebenenfalls noch einmal durchdacht, hinterfragt und korrigiert zu werden. So manchen Beitragsanlauf habe ich schnell wieder verworfen, weil es doch nicht oder nicht mehr paßte. Manchmal war dieses Verwerfen gut, manchmal nicht. Aber ein Blogbeitrag, der meine eigenen Erwartungen nicht einmal ansatzweise erfüllt, ist irgendwie auch nicht „richtig“. So kommt es, daß meine Blogs manchmal länger ruhen als mir lieb ist. Das ist für die einzelnen Blogprojekte nicht gut und das weiß ich auch. Einmal gewonnene Leser und Leserinnen gehen so natürlich schnell verloren und auch zufällige Besucher verschwinden sofort wieder. Ein Grund aufzugeben? Der Gedanke taucht natürlich gelegentlich auf (vor allem bei vereinsamten Blogprojekten), aber bisher konnte ich mich nicht dazu durchringen. Schließlich habe ich auch nach längeren Pausenzeiten bisher immer wieder einen Anknüpfungspunkt gefunden und Beiträge geschrieben, die sogar gelesen werden.
Gelesen werden …..?
Das führt mich zu der Frage: Wie wichtig ist es denn gelesen zu werden? Schon beim Aufschreiben dieser Frage tue ich mich schwer. Einerseits ist es natürlich ein tolles Gefühl zu wissen, daß meine Beiträge gelesen werden. Deshalb weise ich ja auch bei Twitter und bei G+ auf meine neuesten Blogbeiträge hin. Über Retweets, Favs und Kommentare freue ich mich sehr. Und natürlich schaue ich nach einer Veröffentlichung auch immer wieder neugierig in die Blog-Statistik.
Andererseits gibt es da diesen Widerspruch: natürlich möchte ich, daß geschriebene Beiträge gelesen werden – sogar von möglichst vielen Menschen gelesen werden. Aber das ist eher eine Folge oder ein zusätzlicher Effekt. Den größten Teil meiner Beiträge schreibe ich eher, weil mir ein Thema wichtig ist, mich etwas stört oder verstört oder ich mir – beim Schreiben – über etwas klar werden möchte. Das Ergebnis meiner Gedanken teile ich dann gerne – auch um wiederum neue Denkanstöße zu erhalten! Die Gespräche bei Twitter liefern mir da sehr viele gute Denkanstöße, die ich immer wieder gerne aufgreife – aber meist ziemlich spontan und ohne zeitliche Planung.
Wann und wie oft?
Ich bewundere Menschen, die es schaffen sehr regelmäßig spannende Beiträge zu schreiben. Eine solche Regelmäßigkeit ist schon eine ziemliche Herausforderung – das merke ich selbst an zwei Projekten.
– In den letzten Jahren habe ich immer im Dezember in einem Blog eine Art Adventskalender veröffentlicht. Ich habe es tatsächlich geschafft, jeden Tag einen kleinen Beitrag zu veröffentlichen – oft aber auch erst kurz vor Mitternacht. Es war jedesmal spannend, aber ich war auch jedesmal froh, wenn der Zeitraum „vorbei“ war. Es war aber immer wieder für mich eine schöne und nachdenkliche Einstimmung auf die Feiertage.
– Seit Januar diesen Jahres veröffentliche ich wöchentlich kleine Beiträge zum Vertragsrecht – bisher immer sonntags. Ich habe einen langen Zettel mit Stichworten hier liegen, aber meistens weiche ich doch von diesen Stichworten ab und dann kommt wieder etwas anderes heraus als im Vorfeld überlegt. Auch dieses wöchentliche Schreiben ist für mich eine Herausforderung – mal sehen, ob beziehungsweise wie lange ich durchhalte. Aber ganz ehrlich: dauerhaft kann ich mir das im Moment noch nicht vorstellen. Es ist einfach ein Experiment.
Am Sonntag veröffentlichte Blogbeiträge werden natürlich kaum wahrgenommen – es ist sozusagen der „schlechteste“ Tag, den man sich für eine Veröffentlichung denken kann, gleichzeitig ist es aber auch der Tag an dem ich relativ viel Ruhe habe, um nachzudenken und zu schreiben. Um trotzdem ein bißchen Aufmerksamkeit zu erreichen habe ich mir angewöhnt, meine sonntagabendlichen Beiträge irgendwann am Montag noch einmal bei Twitter zu erwähnen. Meistens finden sich dann auch ein paar Leserinnen und Leser ein.
Wann und wie oft ist auch in anderer Hinsicht ein wichtiger Punkt: Twitter ist eher ein „flüchtiges“ Medium. Eine Information, die Sonntagabend getwittert wird, ist Montag schon weit weg. Insofern ist eine Informationswiederholung durchaus sinnvoll. Andererseits seufze ich gelegentlich, wenn ich zu oft innerhalb eines kurzen Zeitraums Tweets lese, die auf einen Blogbeitrag hinweisen. Wo ist hier das richtige Maß? Zu wenig Werbung schadet (weil es niemand mitbekommt), zuviel Werbung kann aber auch schaden….. Wieviel virtuelle Aufmerksamkeit brauche ich also, um „erfolgreich“ zu sein?
Was ist „Erfolg“?
Schon schleicht sich die Frage heran, wann Bloggen „erfolgreich“ ist und wie es mit dem „Erfolg“ meiner Blogprojekte aussieht. Diese Frage ist noch schlimmer als die anderen Fragen. Denn mit dieser Frage verbindet sich auch die Frage nach den Zielen meines Bloggens. Ohne konkretes Ziel läßt sich nicht sagen, ob etwas erfolgreich ist oder nicht. Natürlich legen große Leser- bzw. Besucherzahlen (die ich definitiv nicht habe) nahe, daß ein Blog erfolgreich ist. Aber das heißt noch nicht, daß die Bloggerin/der Blogger mit dem Blog tatsächlich ihre/seine persönlichen Ziele erreicht. Meine einzelnen Blogprojekte haben durchaus unterschiedliche Ziele, die ich hier jetzt gar nicht detailliert aufschlüsseln möchte. Ein Kriterium ist für mich – natürlich – die Sichtbarkeit in der digitalen Welt. Mit jedem Beitrag, den ich veröffentliche und der auch von irgendeinem Menschen gelesen wird, erhöhe ich meine Sichtbarkeit. Gleichzeitig ist es mir wichtig, daß der Blogbeitrag inhaltlich zu mir paßt und meine Anforderungen an mich erfüllt. Das klappt natürlich nicht immer, aber ich arbeite daran – auch wenn es zu einer erheblichen Verlangsamung führt – sozusagen entschleunigte Blogbeiträge. Das mag im Hinblick auf das Kriterium „Sichtbarkeit“ ein langer Weg sein, gleichzeitig kann ich so üben, ausprobieren, verwerfen und vertiefen. Es ist ein Weg, der zu mir paßt und der langfristig hoffentlich wirken wird.