Eigentlich wollte ich heute keinen Blogbeitrag schreiben und schon gar nicht zu Twitter. Aber wenn ich es jetzt nicht tue, dann platze ich!
Schon vor ein paar Tagen rauschte durch meine Timeline der Hinweis, daß Twitter mit anderen Darstellungen der Timeline experimentiert. Die Begeisterung der betroffenen Nutzer hielt sich deutlich in Grenzen, ich habe bisher nur Irritation und Verärgerung wahrgenommen. Gerade eben habe ich gelesen, daß eine Twitternutzerin aus meiner Timeline ein ziemlich genervtes und unfreiwilliges „Versuchskaninchen“ ist.
Es ist natürlich wichtig, Dinge immer wieder zu hinterfragen und auch Neues auszuprobieren. Aber: sollte das dann nicht eher mit Menschen passieren, die sich dazu bereit erklärt haben? Sollte es nicht auch für diese unfreiwilligen Versuchskaninchen die Möglichkeit geben, zur normalen Version (also der chronologischen Ordnung) zurückzukehren?
Ich nutze Twitter ziemlich viel und die letzten Änderungen (ich sage nur Herzchen) haben mich sehr genervt. Favs gibt es bei mir jetzt nicht mehr, meine Interaktionen haben deutlich abgenommen. Da wo ein Satz zuviel ist und das Sternchen fehlt, da gibt es jetzt halt „nichts“.
Das, was Twitter für mich wertvoll macht, ist die Tatsache, daß ich mir selbst aussuche, wann ich reinschaue und mitlese und welchen zeitlichen Ausschnitt ich sehe. Das ist „Serendipity“ – das, was für mich wichtig ist, wird mich so erreichen. Und genau da liegt für mich auch das Grundproblem: wenn ein Anbieter entscheiden möchte, was ich sehe, dann entmündigt dieser Anbieter mich. Er meint, daß er besser weiß, was für mich gut ist. Aber: das ist nicht der Fall. Die Vorschläge, die ich bisher von Twitter bekomme sind bestenfalls wenig zutreffend, meistens geradezu abschreckend. Und: mit den glüclichen Zufällen, etwas Spannendes zu lesen, hat die Auswahl von Twitter „wem ich folgen sollte“ oder „was in meinem Netzwerk beliebt ist“ wenig zu tun. Eher im Gegenteil!
Liebes Twitter: ich nutze Euren Dienst bisher gerne. Aber bitte hört doch auf mich als Nutzerin zu entmündigen. Ihr könnt gerne Optionen und Alternativen bieten, aber Ihr wißt nicht besser, was für mich paßt, was ich lesen möchte, was mich interessiert, wie ich Twitter nutze und warum ich Twitter so nutze, wie ich es nutze. Im Moment arbeitet Ihr nur daran, daß ich immer wieder den Kopf schüttele und den Dienst immer weniger nutze und auch weniger empfehle. Ist das Euer Ziel? Wenn ja, dann solltet Ihr weitermachen, wenn nein: dann nehmt mich als Nutzerin ernst und respektiert, daß meine Entscheidungen für mich wichtiger sind als Eure Algorithmen, Eure Vermutungen und Eure Entscheidungen über meinen Kopf hinweg!
Ich wäre dann endlich wieder eine richtig begeisterte Nutzerin.