Buch-Shopping-Gedanken….

Übermorgen werden die allermeisten Geschäfte für eine begrenzte Zeit geschlossen. Ein komisches Gefühl. Etwas, das ich „so“ vor diesem Jahr noch nicht erlebt habe. Und irgendwie fühlt es sich auch noch einmal anders an als im März…. Wie wird es den Geschäftsinhabern ergehen? Welche Geschäfte werden diese Zeit überstehen? Ich habe heute bei Twitter mit @ewigeSommerzeit über dieses Thema diskutiert. Wir waren uns nicht einig, aber das ist auch nicht schlimm. Unsere „Einkaufserlebnisse“ sind vermutlich völlig unterschiedlich….

So ganz grundsätzlich gehe ich gerne Einkaufen. Meine Lieblingsgeschäfte sind Buchhandlungen. In normalen Jahren komme ich nur selten an Buchhandlungen vorbei. Das Schöne: ich flaniere (oft stundenlang, je nach Größe der Buchhandlung) durch die Abteilungen. Der Stapel, den ich mit mir herumtrage wird in der Zwischenzeit immer größer (wie oft haben mir nette Verkäuferinnen und Verkäufer zwischendurch die Stapel abgenommen oder mir diese praktischen Taschen gereicht ….). Es ist ein ungeplantes Entdecken von Büchern, die ich sonst gar nicht gefunden hätte. Ein Rufen der Bücher nach mir – oft höre ich ein zartes „kauf mich“ und ich weiß, da wartet ein Buch auf mich, das für mich bestimmt ist (vielleicht bin ich ja auch für das Buch bestimmt ….). Nicht alle Bücher lese ich sofort. Manche müssen lange geduldig auf die Lesezeit warten. Aber irgendwann ist es dann soweit…. In vielen Städten gibt es Buchhandlungen, die ich gerne und immer wieder besuche. In Essen zum Beispiel die Buchhandlung Proust, in Düsseldorf, Köln und Frankfurt die Bahnhofsbuchhandlungen und in Berlin das Kulturkaufhaus Dussmann (ja, da verbringe ich üblicherweise Stunden, wenn ich ganz oben anfange und mich bis zum Erdgeschoß „durcharbeite“….). Mit all diesen Buchhandlungsbesuchen verbinde ich schöne Erinnerungen….

Dieses Jahr ist vieles anders. Anfang des Jahres habe ich noch ein paar Bücher im LWL-Museum in Herne gekauft – die Pest-Ausstellung war toll und die Bücher im Museumsshop waren sehr interessant. Bald danach kam die Corona-Zeit und die Buchhandlungen (und natürlich auch die Museen) mußten schließen. Mein Vorrat an Büchern war (und ist) ziemlich groß, meine Unruhe und Unsicherheit in dieser Zeit allerdings auch. Es war keine Zeit des Lesens, dazu habe ich im Juni auch einen Beitrag geschrieben. Und weil es keine Zeit des Lesens war, war es auch keine Zeit des Bücherkaufens. Es fehlte so vieles – das entspannte Flanieren durch die Buchhandlungen, das lesende Genießen oder genießende Lesen aber auch die Sicherheit, mir neue Bücher leisten zu können. Beruflich war ich im Sommer kurz in Hamburg – ich war nur in der Bahnhofsbuchhandlung und habe diese ohne neue Bücher wieder verlassen.

Mittlerweile ist zumindest bei mir vieles ruhiger geworden und das Jahr sieht im Rückblick nicht ganz so schlecht aus, wie ich befürchtet hatte. Natürlich habe ich mich auch mit ein paar Büchern belohnt – Weihnachtsshopping im „English Bookshop“ bei Dussmann – nicht so schön und überraschend wie der persönliche Besuch, aber doch mit tollen Fundstücken! Ich habe jetzt ein paar (hoffentlich gute) Weihnachtskrimis! Schön war der in dem Buchpaket liegende Umschlag mit der Aufschrift „danke“ und einer schönen Karte. Und schön auch der persönliche Kontakt über Twitter. Ich freue mich wirklich darauf, irgendwann wieder durch die Buchhandlung zu flanieren! Und bis dahin nutze ich die roten Stofftaschen immer wieder auch für meine „normalen“ Einkäufe!

Am Freitagnachmittag war ich auch noch kurz in Elberfeld in der Thalia-Buchhandlung (ja, eigentlich gehe ich da nicht sooo gerne hin, aber die haben genau die Sorte Terminkalender, die ich für 2021 noch habe wollte). Auch dort habe ich – sozusagen kurz vor „Toresschluß“ noch ein paar Bücher entdeckt (und gekauft), die ich online nicht gefunden hätte. Und das ist für mich der wichtige Punkt: das Schlendern durch eine Buchhandlung – egal wie groß oder klein sie ist – bringt mich mit Themen, AutorInnen und Gedanken in Verbindung, auf die ich sonst nicht kommen würde. Es gibt eigentlich nur wenige Bücher, die ich bewußt suche oder bestelle, die meisten Bücher, die ich kaufe, sind eher solche „Zufallsfunde“, weil ich eben durch Buchhandlungen oder Museumsshops schlendere. Für mich sind das tatsächlich „geistige Tankstellen“.

Ich finde es durchaus nachvollziehbar, dass die Buchhandlungen im Moment auch geschlossen werden. Aber ähnlich wie Blumenläden, die für mich ein Symbol für Lebensfreude sind (auch wenn ich nicht ständig Blumen kaufe) sind Buchhandlungen für mich tatsächlich eine Art Grundbedarf – weil ich schon den Besuch als anregend und inspirierend empfinde. Das kann ein Online-Shop nicht ersetzen, es fehlt einfach dieses Serendipity-Prinzip, dieses Finden ohne eigentlich zu suchen…. Ja, ich werde diese Zeit mit meinem Buchvorrat sicher gut überstehen. Aber ich hoffe sehr, dass die Buchhandlungen, die ich gerne besuche, auch nach dieser Zeit noch da sind!

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