Manche Themen verfolgen einen ja über längere Zeit – so auch dieses Thema. Bereits im Mai auf der #rp12 äußerte Sascha Lobo eindringlich die Ansicht, daß wir mehr bloggen sollen. Daniel Rehn hat sich in seinem Blog mit diesem „Aufruf“ sehr ausführlich und spannend auseinander gesetzt. Auch Jaron Lanier fordert in seinem Buch „Gadget. Warum die Zukunft uns noch braucht“ dazu auf, einen Blog-Beitrag zu schreiben, über den man wochenlang nachgedacht hat (S. 36 – deutsche Fassung). Ja, das tue ich jetzt. Und was passiert dann? Eben! In der Regel passiert ……….. nichts wenig!
Wenn ich mir das Netz als „digitales Dorf“ vorstelle (die nette Alliteration habe ich von der #rp12 mitgebracht), dann sieht es aus meiner Sicht wie folgt aus: Wir haben einen Dorfplatz, um den herum sind ganz viele Häuser angeordnet. In einigen dieser Häuser sind Kneipen untergebracht – die heißen Facebook, Twitter und (die kleine am Ende des Platzes) Google+. In ein paar Häusern (da wohnen die großen und sehr bekannten Blogs) finden auch immer spannende Feiern und Diskussionsrunden statt – manchmal sehr laut und heftig, und gelegentlich rennen dann wütende Besucher über den Dorfplatz zurück nach Hause.
Ich selbst habe ein kleines Zimmerchen mit Blick auf den Dorfplatz. Dort sitze ich, schreibe vor mich hin und betrachte das Leben auf und um den Dorfplatz. Ja,und wenn ich etwas geschrieben habe, dann gehe ich auf den Dorfplatz – aber meistens ist da gerade niemand unterwegs, den ich kenne. Ich drehe eine Runde über den Dorfplatz und – wenn ich dann mutig bin – gehe ich kurz in die Kneipe (in der Regel zu Twitter). Bei einem Heißgetränk erzähle ich dann in vertrauter Runde, daß ich etwas geschrieben habe. Meine vertraute Runde klopft mir meist anerkennend auf die Schulter (und dafür bin ich sehr dankbar) und dann gehen wir wieder nach Hause.
Aber irgendwie passiert doch immer ……….. relativ wenig.
Ja, ich weiß – das liegt auch an mir. Ich könnte mich auf anderen Blogs mit Kommentaren einbringen, ich könnte mehr verlinken, ich könnte meine „Kneipenauswahl“ ändern. Aber: reicht das aus, um das Thema Blogs wirklich „nach vorne“ zu bringen?
Ein Frustbeitrag? Nein, denn ich schreibe gerne und ich bin auch sehr geduldig (und irgendwann wird schon ein Leser vorbeikommen, oder?). Aber je mehr ich in meinen Blogs schreibe, desto deutlicher sehe ich den Reiz der „vorgefertigten“ Netzwerke – ankommen, schreiben, mittendrin sein. Beim Bloggen ist das anders. Da steht die Einsamkeit stärker im Raum. Ich denke alleine, schreibe alleine und warte dann, ob vielleicht jemand vorbeikommt. Und selbst wenn ich meinen Beitrag in den Netzwerken „bewerbe“ ist der Weg doch weiter – gefühlt weiter, denn die Leser müssen die Kneipe (das Netzwerk) verlassen, um meinen Beitrag zu lesen. Oftmals ist dieser Klick nach draußen ein lohnender Weg (generell bezogen auf Blogbeiträge) – aber wieviele machen diesen Klick tatsächlich? Und wie flüchtig ist die Ankündigung?
Zwischen gut und böse ……
Internet bzw. „das Netz“ war für mich immer das, was man daraus bzw. damit macht. Es war in meinem Empfinden nicht „gut“ oder „böse“ – vielmehr bot (und bietet es) viele Chancen – neue Wissensbereiche zu entdecken, neue Menschen kennenzulernen, neue Initiativen aufzubauen. Für mich war (und ist) das Glas eigentlich meistens halb voll. Die letzte Woche fand ich allerdings durchaus irritierend und zwar in vielerlei Hinsicht.
Punkt 1 meiner Irritation: die Keynote (und auch das anschließende Interview) mit Assange auf dem Convention Camp #cch12 in Hannover. Zugegeben: ein Wahnsinnserfolg für das Orgateam, einen solchen Keynote-Speaker überhaupt zu bekommen. Aber die Keynote (und auch das von Richard Gutjahr geführte Interview) haben mich wenig berührt, ich war eher enttäuscht und habe mich auch gefragt, ob Assange einfach „alt und krank“ ist. Ja, mir ist schon klar, daß seine persönlichen Lebensumstände gelinde gesagt schwierig sind. Aber irgendwie hatte ich eine andere Vorstellung, ein anderes Bild von dem Menschen, der „Wikileaks“ mitbegründet hat. Ich war enttäuscht. Nicht, weil Assange ein negatives Bild abgeliefert hat oder weil er weitestgehend aus seinem (bald erscheinenden) Buch vorgelesen hat. Nein, das war es nicht. Nein, es klang irgendwie so banal einfach nach „das Netz ist böse“. Facebook als moderne Form der früheren Stasi paßte da gut ins rhetorische Bild. Und wie kommen wir da wieder weg? Nur mit Kryptographie …..
Richard Gutjahr hat das Interview aus seiner Sicht sehr gut in seinem Blog beschrieben – absolut lesenswert!
Punkt 2 meiner Irritation: Assange könnte sich irgendwie mit Jaron Lanier zusammentun. Warum? Jaron Lanier, dessen Buch „Gadget. Warum die Zukunft uns noch braucht“ ich gerade lese, spricht vom „kybernetischen Totalitarismus“. Lanier zeichnet ein sehr düsteres Bild unseres Lebens und unserer Zukunft – er fordert zwar humane Alternativen, sieht aber in der aktuellen „Online-Kultur“ vor allem antihumane Denkweisen, verlorene Kreativität und Selbstverleugnung (grob zusammengefaßt). Ein bedrückendes Buch, daß aber durchaus Themen anspricht, die ich für mich für wichtig halte – aber so bedrückend geschrieben, daß ich eine „positive Wendung“ schon fast für unwahrscheinlich halte. Das Buch läßt mich vor allem mit der Frage nach meinen „Werten“ zurück:
Was ist gut, was ist nicht gut? Ist Transparenz gut? Ist „open culture“ gut? Ist Creative Commons gut? Sind Netzwerke im Sinne von Facebook, Twitter und Google+ per se böse? Oder gibt es auch „Zwischenlösungen“?
Punkt 3 der Irritation ergab sich aus einem Gespräch beim Barcamp Wiesbaden #bcrm12. Lanier schildert auf Seite 67 (deutsche Fassung) den Gedanken, daß alle Bücher der Welt zu einem einzigen Buch zusammenwachsen. Ein für mich schrecklicher Gedanke – weil dann (so mein Empfinden) die Bücher und die Autoren „verloren“ gehen. Ich hielt dies für eine „unvorstellbare“ Utopie (oder: um es mit Assange zu sagen: für eine Dystopie). Aber – unglaublicherweise – schwärmte mir beim #bcrm12 tatsächlich jemand von dieser Idee vor ……..
Punkt 4 meiner Irritation beruhte auf den Diskussionen rund um das Leistungsschutzrecht. Lanier warnt in seinem Buch auf Seite 37/38 (deutsche Fassung) davor, daß die digitale Politik der Offenheit die Tageszeitungen vernichten wird. Trotzdem berichten die Zeitungen intensiv darüber – Lanier bezeichnet dies als „eine Art journalistisches Stockholm-Syndrom“ (ein toller Begriff wie ich finde). Man mag diese Ansicht teilen oder nicht, aber im Rahmen der Diskussionen in der letzten Woche passierte für mich etwas völlig Unerwartetes: Natürlich weiß ich schon länger, daß die Verlage das Leistungsschutzrecht herbeisehen und intensiv dafür kämpfen. Ich denke nicht, daß es der richtige Weg ist (das möchte ich hier allerdings nicht vertiefen) – aber bisher waren die Fronten eigentlich klar: der „gute Qualitätsjournalismus“ gegen den „bösen Internetriesen“ (der zudem noch aus dem Ausland kommt). Der gute Qualitätsjournalismus vergaß nur plötzlich, daß zur Qualität auch die objektive Berichterstattung gehört. Selten habe ich so wenig Artikel gelesen, die auch nur den Hauch von „Objektivität“ hatten. Sind die „Guten“ dann noch gut? Kann der „Böse“ noch böse sein, wenn die „Guten“ nicht mehr gut sind?
Auch hier: kurz aber lesenswert – der Blogbeitrag von Richard Gutjahr.
Ja, hier sitze ich nun und schreibe am späten Abend etwas über meine Irritationen der letzten Woche. Ich bin dankbar für diese Irritationen, denn die Themen, um die es geht, sind wichtig – für mich persönlich aber auch für „die Gesellschaft“. Ich bin gespannt, was sich aus diesen Themen entwickelt und freue mich natürlich auch über kritisches Feedback!
Was geht (gar nicht) im Netz? Blogparade der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft
Heute ist der 30.11.2012 und gerade eben habe ich zufällig (über einen Beitrag des @Isarmatrose) mitbekommen, daß es diese Blogparade gibt. Ein spannendes Thema und vor allem ein wichtiges Thema – und auch wenn die Zeit jetzt irgendwie knapp ist, möchte ich meine Gedanken zu diesem Thema doch kurz festhalten.
Natürlich habe ich gerade den Beitrag von @Isarmatrose gelesen. In vielen Punkten stimme ich ihm zu, aber nicht in allen – daher bin ich froh, daß ich den Aufruf zur Blogparade noch „rechtzeitig“ mitbekommen habe. Aber zum Thema selbst:
Schon seit Jahren verfolgt mich der Spruch „das Internet ist kein rechtsfreier Raum“. Natürlich ist das Internet kein rechtsfreier Raum und dementsprechend wenden wir – zumindest für unseren Umgang miteinander in Deutschland – auch die rechtlichen Regeln an, die allgemein für den kommunikativen Umgang miteinander gelten. So haben wir z.B. Regelungen, die unser Persönlichkeitsrecht schützen, die den Umgang mit unseren Daten schützen und die uns auch vor Beleidigungen schützen. Diese Regelungen gelten sowohl in der „realen“ Welt als auch im Netz.
Für die „normale“ Kommunikation miteinander haben wir gerade keine gesetzlichen Regelungen. Es ist meine eigene Entscheidung, ob bzw. wie ich mit den Menschen an der Bushaltestelle, beim Bäcker oder beim Arzt spreche. Natürlich habe ich Erwartungen an die Kommunikation mit anderen Menschen – ich möchte höflich behandelt werden, ich möchte ernstgenommen werden, ich möchte akzeptiert werden – aber die jeweiligen Erwartungen hängen von der Situation bzw. vom Kontext ab. Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob ich mit Freunden/Bekannten bei einem Treffen „nett“ plaudere oder ob ich mit ihnen ein heiß umstrittenes Thema diskutiere, es ist wiederum ein Unterschied ob ich mit Freunden/Bekannten diskutiere oder mit mir unbekannten Menschen im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung (z.B. einer Bürgerversammlung). Für alle diese Anlässe haben wir keine fest definierten Regeln – vielmehr haben wir (seit unserer Kindheit) Konzepte, wie wir uns in entsprechenden Situation verhalten (höflich, freundlich ….). Auch in der „realen“ Welt ist Kommunikation – trotz aller Bemühungen – nicht immer „erfolgreich“. Tag für Tag reden Menschen aneinander vorbei, mißverstehen sich, streiten sich. Das ist nicht einmal schlecht, denn Konflikte gehören zum Leben und können – wenn sie vernünftig ausgetragen werden – auch zu einer Verbesserung der Situation und zu einer Vertiefung der Beziehungen beitragen. Trotzdem haben wir auch in der realen Welt immer wieder Streitigkeiten zwischen Menschen, die eskalieren. Diskussionen in Kneipen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf Straßen können plötzlich heftig eskalieren; Menschen, die lange gemeinsam an einem Thema/Projekt gearbeitet haben, streiten sich und begegnen sich nur noch vor Gericht …. – es gibt viele Beispiele, die ich hier gar nicht alle aufzählen möchte. Wesentlich ist aber: auch in der „realen“ Welt gehen wir in der Kommunikation nicht immer „nett“ miteinander um.
Und im Internet?
Ich nutze das Internet seit 2000 und ich nutze es ziemlich intensiv. Im Laufe der Zeit habe ich viel über Kommunikation, über Kommunikationsfallen und auch über mich gelernt. Manche dieser Lernerfahrungen waren anstrengend, aber sie waren wirklich lohnenswert.
Meine erste ausführliche Erfahrung mit Online-Kommunikation war meine Nutzung der Mailinglisten der Webgrrls. Die Mailinglisten funktionierten (und funktionieren auch immer noch) wie folgt: ich abonniere eine bestimmte Liste – zum Beispiel zum Thema „Business“. Ich bekomme alle Emails der Mitgliedsfrauen an diese Liste und ich kann (wenn ich möchte) gestellte Fragen beantworten oder selber Fragen zum Listenthema stellen. Wenn ich selber eine Frage gestellt habe, dann bekomme ich von den Mitgliedsfrauen Antworten, die ich dann in einem Email zusammenfasse. Als „Newbie“ (also kompletter Neuling) waren mir viele Dinge unbekannt und ich habe über diese Mailingliste viel gelernt (sowohl inhaltlich/technisch als auch über den Umgang miteinander). Besonders deutlich erinnere ich mich, daß es für die Nutzung der Mailinglisten eine „Netiquette“ gab – sozusagen die Online-Spielregeln für die Nutzung der Mailinglisten und damit auch für den Umgang miteinander. Wichtig waren in diesem Zusammenhang die Regelung zu Werbung bzw. Spam aber eben auch die Pflicht, eine Zusammenfasung bei eigenen Fragen zu schreiben.
Etwas „fortgeschritten“, habe ich mich dann bei meinen ersten Online-Foren registriert – so auch relativ früh bei Xing (damals noch openbc). Bei Xing habe ich als Nutzerin einen Vertrag mit dem Anbieter geschlossen, die „Spielregeln“ für meine Teilnahme sind in den AGB geregelt. Die Kommunikation in den einzelnen Gruppen, in denen ich Mitglied bin/war, hat sich jeweils sehr unterschiedlich entwickelt. Es gab sehr herzliche und kommunikativ offene Gruppen, in denen viele gute Gespräche geführt wurden, es gab aber auch Gruppen, in denen ich regelmäßig Konflikte mitbekommen habe (wobei das Mitlesen der Konfliktthreads oft durchaus eine lehrreiche Lektüre war).
Weiter ging es für mich mit Twitter – auch hier mit einem Vertrag zwischen mir und dem Anbieter. Im Gegensatz zu den Mailinglisten der Webgrrls und Xing, sind dort nicht alle Nutzer unter ihren „Klarnamen“ unterwegs. Diskussionen auf Twitter haben mehrere Besonderheiten: die Beschränkung auf 140 Zeichen zwingt oft zu (radikalen) Vereinfachungen, Antworten erfolgen sehr schnell, gleichzeitig wird das Umfeld sehr schnell auch in Gespräche bzw. Diskussionen einbezogen. Trotz oder gerade wegen dieser Besonderheiten habe ich bisher auf Twitter viele gute Gespräche führen können, aber über den einen oder anderen Tweet habe ich mich natürlich auch geärgert!
Wann läuft Kommunikation im Internet schief?
– Wir alle haben Themen/Anliegen, die uns sehr wichtig sind. Sagt oder schreibt jemand etwas Negatives oder Falsches über dieses Thema/Anliegen, dann haben wir sehr schnell das Bedürfnis, Stellung zu beziehen. Dabei kann es durchaus passieren, daß wir mit unserer Antwort – eben weil uns das Thema so wichtig ist – über das Ziel hinausschießen. Das kann uns offline (im „realen Leben“) genauso passieren wie online.
– Humor, Ironie und Sarkasmus sind schon im persönlichen Gespräch oft schwierig, in der Online-Kommunikation stellen sie eine große Hürde dar. Gerade im Online-Austausch mit Unbekannten (oder unter Einbeziehung von Unbekannten) ist die Nutzung dieser „Techniken“ oft eine Steilvorlage für heftige Diskussionen.
– Es ist oft einfacher einen langen Text zu schreiben als einen kurzen. Die Beschränkung auf 140 Zeichen bei Microblogging-Diensten wie z.B. Twitter führt einerseits oft zu einer Beschränkung auf wesentliche Aspekte, andererseits zu einer Verkürzung von Erklärungen/Gründen und kann damit oft auch „falsch“, „unvollständig“ oder „provozierend“ wirken.
– Wie reagiere ich auf den veremintlichen „Angriff“? Wenn ich einen Beitrag – egal ob in einer Mailingliste, einem Forum oder bei Twitter – als „Angriff“ empfinde, dann kann ich sehr unterschiedlich damit umgehen (natürlich auch abhängig vom konkreten Medium und der Wichtigkeit des Themas/Anliegens). (a) Ich kann sofort „reagieren“, in dem ich mich wehre. Damit wird die Diskussion in der Regel eskalieren.
(b) Ich kann auf eine Reaktion verzichten. Dies wird mir aber nur beschränkt helfen – wenn ich entweder in der Diskussion schon eingebunden war und die anderen trotzdem weiter diskutieren oder wenn mir das Thema so wichtig ist, daß ich einen „Angriff“ gerade nicht stehen lassen möchte.
(c) Ich kann hinterfragen, was mit dem Beitrag gemeint war – ob ich ihn also richtig verstanden habe.
(d) Ich kann – soweit vorhanden – Moderatoren bitten, sich in die Diskussion einzuschalten.
Was sind meine Empfehlungen für gute Kommunikation im Internet?
– Meine persönliche Grundregel Nummer eins lautet seit vielen Jahren: niemals sofort antworten, wenn man eine ärgerliche Nachricht bekommen bzw. einen ärgerlichen Beitrag gelesen hat. Man sollte zumindest einmal um den Schreibtisch laufen, bevor man – möglicherweise wutschnaubend – auf einen Beitrag reagiert.
– Grundregel Nummer zwei (auch altbekannt): auf der anderen Seite sitzt auch ein Mensch! Ich versuche daher, meine Beiträge so zu schreiben, daß ich auf Inhalte eingehe, durchaus auch äußere, daß ich wütend, genervt, verletzt etc. bin – aber ich muß den anderen nicht beleidigen bzw. persönlich angreifen.
– Bei irritierenden Beiträgen: nachfragen! „Was meinst Du damit?“ Das mag als Zwischenschritt nervig erscheinen, eröffnet aber oft eine Diskussion über ein unterschiedliches Begriffsverständnis.
– Nur Beiträge schreiben, die ich jederzeit auch im Bus/im Café – also in der realen Öffentlichkeit – genauso erzählen könnte.
– Nur mit Bedacht „einmischen“: die Teilnahme an bereits laufenden Diskussionen kann sehr spannend und auch bereichernd sein, andererseits können weitere Äußerungen schnell zu einer Eskalation führen.
– Wichtig ist auch (gerade wenn man neu im Netz ist) erst einmal zu schauen, wie die anderen miteinander umgehen. Was gefällt mir dabei (was möchte ich also genauso machen), was gefällt mir nicht (und was möchte ich daher vermeiden)?
Ist der digitale Meinungsaustausch eine neue Kulturtechnik?
Ja und nein.
Nein, weil wir alle Probleme der „normalen“ Diskussionen hier auch erleben. Wir können – wie in der Kneipe oder der Versammlung – gut miteinander umgehen oder nicht gut, wir können gemeinsam an Themen arbeiten oder wir können uns angreifen. In diesem Punkt, den ich gerne unter „Diskussions- oder Gesprächskultur“ fassen möchte, sehe ich keine Unterschiede.
Ja, weil das Netz eben – wie oben bereits erwähnt – ein paar Besonderheiten hat. Wir können – wenn wir uns die Zeit nehmen – lernen, wie wir damit umgehen und wie wir diese Stolperfallen erfolgreich umgehen. Gute Kommunikation im Netz ist – genauso wie gute Kommunikation im Offline-Bereich – eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Wir können üben, wir können aus unseren Fehlern lernen – aber wir werden (in der Regel) nicht ohne eigene Erfahrungen und Fehler wirklich lernen, gut zu kommunizieren. Hier könnte es sinnvoll sein, schon in den Bereich der Schul- und Ausbildungszeit, die Kommunikation in digitalen Medien einzubeziehen, damit Kinder und Jugendliche frühzeitig lernen, wie gute Kommunikation in digitalen Medien gestaltet werden kann.
Brauchen wir Regeln für die Kommunikation im Internet?
Nein, zumindest nicht im Sinne von (durch den Gesetzgeber) festgelegten Regeln. Wir brauchen aber sicherlich eine Einigung darüber, wie wir miteinander umgehen – sozusagen unseren Online-Knigge! Wann ist ein Online-Verhalten noch in Ordnung, wann sollten wir jemanden der (eben nicht nur inhaltlich sondern persönlich) angegriffen wird, unterstützen und wie sollten wir dies tun. Diese (ungeschriebenen) Regeln haben sich sicherlich in den letzten Jahren schon in vielen Netzwerken entwickelt, aber ich glaube schon, daß wir dieses Thema gemeinsam weiterentwickeln und diskutieren und auch überlegen, ob wir vielleicht – für besonders schwierige Situationen – „Online-Mediationsstellen“ für die Lösung solcher „Konflikte“ anbieten.
Gedanken zum Thema „Barcamp“
Morgen ist das BarCamp RheinMain #bcrm12 in Wiesbaden und ich bin gerade auf dem Weg dorthin – ein guter Zeitpunkt also, um ein bißchen über das Thema „Barcamp“ nachzudenken.
Ich habe mich in den vergangenen Jahren schon „theoretisch“ (also mitlesend) mit Barcamps beschäftigt, allerdings konnte ich erst dieses Jahr selbst teilnehmen – das aber gründlich. Ich war nämlich seit Ende April bei folgenden Barcamps:
– Barcamp Düren am 28.04.2012 #bcdn
– Barcamp Karlsruhe am 14. und 15.07.2012 #bcka
– scicamp in Essen am 11. und 12.08.2012 #scicamp
– C3S-Barcamp in Berlin am 02.09.2012 #c3s_bc
– Corporate Learning Camp in Frankfurt am 28.09.2012 #clc12
– Barcamp Siegen am 30.09.2012 #bcsi
Und morgen und übermorgen werde ich in Wiesbaden beim #bcrm12 sein.
Ja, und?
Über meine Timeline bei Twitter verfolge ich interessante Diskussionen zu diesem Thema! Da gibt es spannende Diskussionen zu dem Format, kritische Rückmeldungen (z.B. zum Thema Nichterscheinen trotz Anmeldung, Einbeziehung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer), Enttäuschung über schnell ausgebuchte Barcamps aber auch die Forderung nach mehr Barcamps!
Und?
Glücklicherweise hatte ich bisher keine Probleme, mich für ein Barcamp anzumelden. Das – besonders beliebte – Barcamp Ruhr habe ich allerdings von vornherein ausgelassen – dieses „Windhundrennen“ wollte ich mir nicht antun. Dabei denke ich, daß dies vor allem ein Kompliment für die gute Arbeit von @hirnrinde ist. Insofern ist es natürlich schade, daß ich das (sogar vor meiner Haustür stattfindende) Barcamp Ruhr nicht mitbekomme, aber ich hätte ohnehin keine Chance, eine Ticket zu ergattern!
Viel spannender finde ich die Fragen nach dem Format (starre Regeln oder Weiterentwicklung) und nach der Einbeziehung bzw. „Aktivierung“ der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Schon sprachlich ist hier ein wichtiger Punkt: beim #clc12 wurde von Teilgeberinnen und Teilgebern gesprochen – eine Begriffswahl, die die aktive „Teilnahme“ auch sprachlich sehr deutlich macht.
Aber zum Start: als große Hürde empfinde ich immer wieder das Ankommen! Die meisten Barcamps starten am (relativ frühen) Morgen mit einem Frühstück. Das heißt für mich in der Regel, daß ich sehr früh aufstehen muß, um pünktlich zum Frühstück „vor Ort“ einzutreffen. Nicht gerade die allerbesten Voraussetzungen für einen kommunikativen Tag. Im schlimmsten Fall (so z.B. beim Barcamp in Düren) schnappe ich mir dann eine Tasse Kaffee und mache das, was viele machen – twittern! Um mich herum beobachte ich dann oft Menschen, die sich freudig begrüßen, sich sogar in die Arme fallen ….. sicher ein schöner Moment für die „eingeschworenen“ Barcampbesucher, für mich ein Moment von großer Distanz. Das ist dann oft der Zeitpunkt an dem ich überlege, ob ich hier und heute jetzt wirklich dieses Barcamp besuchen möchte …… Mit der Zeit (wenn ich auch mehr Barcamp-Besucher schon kenne) wird dies sicher einfacher bzw. besser werden, aber die Hürde empfinde ich schon als ziemlich groß (vor allem am frühen Morgen).
Weiter geht es dann in den meisten Fällen mit einer Vorstellungsrunde – auch ein oft und heftig diskutiertes Thema. Gerade weil ich ja bisher meistens niemand (oder nur wenige) kenne, empfinde ich eine Vorstellungsrunde schon irgendwie als hilfreich. Oft kann ich dann Namen, die ich aus meiner Twitter-Timeline schon kenne, einem Gesicht zuordnen. Die meisten Namen und #tags rauschen aber – schon aufgrund der großen Anzahl – mehr oder weniger an mir vorbei. Namensschilder, die auch die #tags enthalten könnten hier – zumindest für mich – eine gute Erinnerungsstütze sein. Die bloße Vorstellungsrunde bringt mich auch noch nicht wirklich in „Kontakt“ oder in ein Gespräch ….
Weiter geht es dann mit der Sessionplanung! Mutig habe ich sowohl beim Barcamp Düren, Karlsruhe und Siegen jeweils Sessions vorgeschlagen und auch gehalten. In Siegen hatte ich durch die Vorplanung und durch intensives Feedback im mixxt-Forum ganz stark das Gefühl, daß das Orgateam sich über meinen Vorschlag gefreut hat. Das hat mich am Barcamp-Tag sehr stark „getragen“. Grundsätzlich halte ich es aber für sehr schwierig ohne „Aufwärmphase“ (am Abend zuvor oder beim Frühstück) nach vorne zu treten und eine Session vorzuschlagen!
Etwas schwierig fand ich unter diesem Aspekt auch die Anmeldung für das #bcrm12. Bei der Anmeldung wurde ich zunächst gefragt, ob ich eine Session halten möchte – das habe ich mutig bejaht. Dann kam aber eine weitere Frage – nämlich nach dem Thema der Session ….. Ich habe mich zwar überwunden, hätte mir aber eine „Warnung“ gewünscht …..
Aber zu den Sessions an sich: während der Zeit meiner theoretischen Beschäftigung mit Barcamps hatte ich den Eindruck gewonnen, daß hier (nur begrenzt durch den zeitlichen Rahmen) auch innovative Sessionformen ausprobiert werden und daß Barcamps vor allem ein Ort für kreative Gedanken und Ideen und spannende Diskussionen sind.
Die Realität hat mich in diesem Punkt ein bißchen enttäuscht. Die meistens Sessions sind eher Vorträge – oft mit nur wenig Gelegenheit zur inhaltlichen Diskussion. Ob das an den Themen, den „Referenten“ oder den „Zuhörern“ liegt, vermag ich noch nicht zu beurteilen. Aber genau in diesem Punkt liegt nach meiner Einschätzung das große Potential von Barcamps. Spannende Sessions (und damit meine ich gerade auch spannende Diskussionsfragen oder „unperfekt Testläufe“) bieten viel Gesprächsstoff und damit auch gute Vernetzungs- und Kommunikationsmöglichkeiten.
Thematisch habe ich bei „meinen“ Barcamps aber immer etwas mitgenommen (wer mir auf Twitter folgt hat unter meinen Liveberichten von den diversen Barcamps sicher schon gelitten …..).
Was hat mir bisher gut gefallen (bestimmt nicht vollständig ….)?
– die Flexibilität auch zu einem späteren Zeitpunkt noch zusätzliche Sessions aufnehmen zu können (so z.B. Barcamp Siegen)
– der herzliche Empfang durch @mons7 beim #clc12
– die liebevolle Vorbereitung und Begleitung der Sessionvorschläge beim #bcsi
– das Hashtag-Cluster beim #scicamp in Essen (hier beschrieben)
– die „humanen“ Startzeiten beim #clc12 und beim #c3s_bc
– die starke Einbeziehung aller Anwesenden in die jeweiligen Sessions beim #clc12
– die lockere und kommunikative Atmosphäre in den gut gefüllten Sessionräumen beim #bcka
Und was mache ich morgen beim #bcrm12 mit diesem Fazit?
Gute Frage! Im Moment sitze ich etwas müde und unvorbereitet in einem Hotel in Frankfurt vor meinem Notebook und schreibe diesen Beitrag ….. Aber vielleicht habe ich bis morgen noch ein paar gute Ideen!
Über die digitale Unsicherheit ….
Schon vor einigen Monaten habe ich – in meinem Blog „Urheberrechtscafé“ etwas zum Thema Unsicherheit geschrieben. Dieses Gefühl der Unsicherheit und auch der „Machtlosigkeit“ schwappt immer deutlicher durch meine Twitter-Timeline – so gerade auch in den letzten Tagen (ich möchte hier bewußt keinen Beitrag verlinken!). Urheberrecht und Datenschutzproblematik sind dabei zwei wichtige Auslöser dieses überbordenen Unsicherheitsgefühls. Während ich – für mich – das Thema Urheberrecht noch „mehr oder weniger“ überschauen kann, weil ich in diesem Bereich täglich arbeite, stellt das Thema Datenschutz auch mich regelmäßig vor gedankliche Herausforderungen. Dabei meine ich nicht unbedingt die festgeschriebene rechtliche Seite – denn klar – ich kann alles prüfen und nachlesen, vielmehr stoße ich bei der Frage des Zusammenspiels von Technik und Datenschutz stark an meine Grenzen. So bleibt auch bei mir immer wieder ein „unsicheres“ Gefühl.
Heute nun fand in Essen eine Veranstaltung statt, die sich die Ausarbeitung einer digitalen Charta zum Ziel gesetzt hat. Bei dieser digitalen Charta soll es eben auch um das Thema Datenschutz bzw. um den Schutz der Privatsphäre im Netz gehen.
Wie es war? Ich bin etwas ratlos. Es gab einige gute Beiträge und interessante Aspekte. Es gab aber auch wichtige Punkte, die mir fehlten. Ein Schlüsselwort war „Vertrauen“. Professor Heckmann (@elawprof) hat Vertrauen als die Grundlage für das Web 3.0 angeführt. Das sehe ich auch so. Allerdings sagt Google (vertreten durch Herrn Haller): die Kunden vertrauen uns. Ja, wirklich? Glücklicherweise hat auch jemand aus dem Publikum diese Frage gestellt – denn ich würde bei mir nicht wirklich von „Vertrauen“ sprechen.
Aufschlußreich war auch die sehr unterschiedliche Wahrnehmung des Datenschutzes. Ist der in Deutschland strenge Datenschutz ein Vorteil und eine Errungenschaft – wobei die Regelungen natürlich der technischen Entwicklung angepaßt werden müssen – oder handelt es sich um einen völlig überholten Hemmschuh? Interessant auch, daß sogar aus dem Publikum im Bereich Datenschutz eine „verbale Abrüstung“ gefordert wurde. Ich bin da unsicher. Einerseits möchte ich für mich einen gewissen Entscheidungsspielraum haben, andererseits ist mir klar, daß dieser Spielraum auch Kompetenzen (technische Kompetenz, Mediennutzungskompetenz etc.) erfordert.
Was mir wirklich fehlte? Die Einbeziehung der anwesenden Nutzer! Frau Leutheusser-Schnarrenberger sprach zwar von Dialog – aber eigentlich war es nur ein Austausch der altbekannten Positionen ohne Einbeziehung der Teilnehmer der Veranstaltung. Wo bleibe ich als Nutzerin in meiner Doppelrolle, in der ich einerseits meine Leserinnen und Leser informieren muß (und manchmal gar nicht weiß wie/worüber) und andererseits selber Seiten nutze?
Jedenfalls habe ich nach der Veranstaltung noch zwei gute Gespräche geführt – mit einem Teilnehmer der Veranstaltung und mit @kriegs_recht.
Und falls es jemanden interessiert: Gipfelprozess—12.11 meine Tweets zur heutigen Veranstaltung!
Wie Fragen wirken …..
Gestern war in Wuppertal ein Twittagessen. Aus terminlichen Gründen war ich nicht dabei, trotzdem gibt es einen – guten – Grund über dieses Twittagessen nachzudenken und zu schreiben. Anfang der Woche kündigte sich bei einer Organisatorin dieses Treffens plötzlich der WDR an – eine Ankündigung, die natürlich für Unruhe und gemischte Gefühle sorgte. Ich persönlich habe zu diesem Zeitpunkt die Meinung vertreten, daß ich einen Bericht des WDR über das Twittagessen grundsätzlich gut finde – schließlich sind die Themen Twitter und Twittagessen in der „breiten Bevölkerung“ noch nicht so bekannt.
Gestern war es dann soweit und ich habe mir gestern Abend (und auch noch mal heute Morgen) den Livebericht angeschaut. Ganz ehrlich: lieber WDR ich bin schwer enttäuscht!
Eigentlich schien die Ausgangssituation perfekt zu sein: Nette Menschen, die sich über Twitter bereits kennen, treffen sich in einem netten Lokal und werden von einer wertschätzend neugierigen Reporterin befragt. Ja, wenn es denn so gewesen wäre….. Denn zusätzlich zu der ohnehin vorhandenen Nervosität und Anspannung bei Live-TV-Aufnahmen gab es vermutlich auch einige „Regieanweisungen“ und aus meiner Sicht wenig wertschätzende Fragen. Hätte man (sozusagen mit „versteckter“ Kamera) bei einem normalen Treffen gefilmt, wäre ein ganz anderes Bild entstanden. Ja, mir ist klar – das ist ein normales Problem bei Fernsehaufnahmen. Aber wirklich auf die Palme bringen mich persönlich die Fragen, die meinen Twitterkontakten gestellt wurden!
Mit Fragen kann man die Atmosphäre eines Gespräches bestimmen – nicht umsonst heißt es „wer fragt, der führt“. Die negative Wirkung, die Fragen haben können, hat Bodenheimer in seinem Buch „Warum? Von der Obszönität des Fragens“ ausführlich beschrieben. Unter dieser Prämisse habe ich mir die Fragen aus dem WDR-Beitrag angeschaut: Schon die erste Frage „Warum treffen Sie sich? Warum reicht das nicht im Netz?“ klang für mich als Zuschauerin abwertend. Muß ich wirklich begründen, warum ich mich mit Menschen treffe? Diese Notwendigkeit einer Rechtfertigung, die eben in scheinbar harmlosen Warum-Fragen steckt, ist nach Bodenheimer „wesenhaft obszön“. Weiter zur nächsten Frage: „Wie enttäuschend ist das, wenn da jemand gegenübersitzt, den ich mir anders vorgestellt habe?“ Stopp! Was unterstellt der Fragende hier? Durch die Formulierung der Frage nimmt der Fragende hier – aus seiner Sicht – eine Antwort schon vorweg. Offen und wertschätzend ist ehrlich gesagt anders. Gut war dann die Frage „Was ist Twitter überhaupt?“ (wobei diese Frage vom WDR selbst beantwortet wurde). Die nächste Frage an meine Twitterkontakte war dann: „Das klingt so ein bißchen nach Sucht. Wie ist das, wenn Sie irgendwo weit weg sind und kein Netz haben. Wie schlimm ist das?“ Auch hier hat der Fragende ganz klar schon ein bestimmtes Bild vor Augen und wenig Interesse an einer Antwort der Befragten. Auch eine Antwort „nein, das ist nicht schlimm“ bekommt in Zusammenhang mit dem Begriff „Sucht“ einen negativen (und wenig glaubwürdigen) Anstrich. Das absolute Fragenhighlight kam dann gegen Ende des Beitrags: „Wie ist das denn hier? Ich meine, irgendwie sieht das ein bißchen autistisch aus – jeder tippt so. Unterhaltet Ihr Euch auch?“ Bei dieser Frage fehlen mir fast die Worte. Halten wir uns vor Augen: da kommt ganz kurzfristig zu einem Twittagessen ein Ü-Wagen des WDR und macht einen Live-Bericht. Natürlich können die Menschen am Tisch während der Übertragung nicht „normal“ miteinander reden – zum einen sind die Menschen nervös und angespannt (es ist nicht jeder täglich im Fernsehen), zum anderen würden laute Gespräche sicher auch den Bericht stören. Was also machen Menschen bei einem Twittagessen in dieser Situation? Richtig! Sie twittern! Aus dieser angespannten und natürlich künstlich wirkenden Atmosphäre eine solche Frage abzuleiten finde ich sehr traurig. Und mit Verweis auf Bodenheimer möchte ich sagen: diese Fragen haben die befragten Menschen bloßgestellt.
Mein Fazit? Ich bin enttäuscht! Es muß sich wirklich nicht jeder Mensch für Twitter und Twittagessen begeistern und es ist auch wichtig, Entwicklungen und Medien kritisch zu hinterfragen. Aber die Fragestellung an sich sollte meines Erachtens offen und wertschätzend sein. Das habe ich bei diesem Beitrag leider nicht so empfunden. Schade!
Zwischenstation!
Vor ein paar Monaten habe ich angefangen, meine Gedanken zum Thema Social Media in (unregelmäßigen Abständen) bei Posterous festzuhalten. Kurz danach kam dann die Information, daß Posterous von Twitter übernommen wurde und seitdem ist nicht so ganz klar, was aus Posterous werden wird. Also muß eine andere Lösung her!
Längerfristig werde ich mit diesem Blog sicher in eine eigene Domain umziehen – aber für die Zwischenzeit mache ich hier eine „Zwischenstation“ auf, damit ich meine Gedanken zum Thema Social Media „zeitnah“ loswerden kann.
Ich freue mich über interessierte Leser und natürlich auch über inhaltliche Diskussionen!
Die Twitter-Cocktailparty-Theorie ….
Anfang Mai – kurz nach der Republica – habe ich einen für mich sehr interessanten Blogbeitrag von Konrad Faßnacht gelesen. Er vergleicht in diesem Beitrag Twitter mit der Teilnahme an einer Konferenz. Ein schönes Bild, aber für mich noch nicht ganz passend.
Vor ein paar Tagen hat @KretschmerB den Blogbeitrag des @DerFrager retweeted. Dieser vergleicht Twitter in seinem sehr schönen und ausführlichen Beitrag mit der Oberfläche eines großen Ozeans. Ja, auch ein sehr schönes Bild, aber doch auch nicht mein Bild.
„Mein“ Bild hat sich in den letzten Monaten entwickelt. Für mich ist Twitter vergleichbar mit einer großen Cocktailparty. Auf dieser großen Cocktailparty sind sehr viele unterschiedliche Menschen „dabei“. Ein paar davon kenne ich („flüchtig“), die meisten kenne ich nicht. Einige stehen in kleinen Grüppchen zusammen und unterhalten sich, andere stehen alleine und betrachten das Geschehen.Nach Lust und Laune flaniere ich durch den „Saal“. Immer mal wieder bleibe ich stehen, höre mir an, was der eine oder andere zu sagen hat, grüße Bekannte und atme neugierig die bunte und lebhafte Atmosphäre ein. Das Schöne ist: ich kann mich jederzeit irgendwo dazustellen und mitplaudern, ich kann aber auch jederzeit wieder gehen. Ich mache viele „Zufallsfunde“, lerne viel dazu und lerne auch mir bisher unbekannte Menschen kennen. Und wenn ich dann genug habe, dann „gehe“ ich.
Was Ihr/Euer Bild?
Die Sache mit den Begrüßungs-DMs …..
Folgen bzw. Zurückfolgen bei Twitter macht sich oft unmittelbar im virtuellen Postfach bemerkbar – mit dem Erhalt einer DM. Ich habe am Anfang meiner Twitterzeit auch mal überlegt, ob ich Menschen, die mir folgen (sozusagen aus Freude und Dankbarkeit) eine Nachricht schicken sollte – aber ich habe mich dagegen entschieden. Und heute bin ich darüber heilfroh!
Die Begrüßungs-DMs ähneln sich alle ja sehr. Einleitung: Danke, daß Sie uns folgen (Gedanke: ja, gerne!). Nächster Satz (meistens): Besuchen Sie uns auf Facebook (Gedanke: niemals, da will ich gar nicht hin!) – alternativ: Besuchen Sie uns auf unserer Website XXX (Gedanke – alternativ: da war ich schon, ich schaue mir Profile an, bevor ich folge – oder – das interessiert mich gerade gar nicht, außerdem steht das ja auch im Profil, oder?). Noch schlimmer folgende Variante: Brauchen Sie Beratung in Sachen XXX? (Gedanke: nein, ich wollte Ihnen eigentlich nur folgen, aber irgendwie wird das gerade peinlich …..). Oder direkt der Hinweis: Hier meine Tipps (Gedanke: mmmhhh…., nö ……., danke ………). Auch die Frage: Wie kann ich Ihnen helfen? – hilft mir nicht wirklich (Gedanke: oh Hilfe, ich will denen doch nur folgen, sonst nichts …..), auch wenn die Frage sicherlich gut gemeint ist. Ich habe also eine ganze „Sammlung“ von mich nicht wirklich begeisternden Begrüßungsnachrichten.
Heißt das, daß ich Begrüßungsnachrichten grundsätzlich ablehne? Nein, natürlich nicht. Aber ich möchte nicht „irgendeine“ Nachricht, sondern etwas, was für mich wirklich wichtig ist. Der Hinweis auf die Website/Facebook oder auf die angebotenen Leistungen ist für mich – wenn ich nicht selber ausdrücklich danach frage – gerade nicht wichtig. Schließlich schaue ich mir das Profil an, bevor ich jemandem folge oder zurückfolge. Aber über eine charmante oder witzige Nachricht freue ich mich natürlich!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen „gute“ Nachrichten!
Die Frage der Anrede …….
Immer wieder kommt sie bei mir auf – die irritierende Frage nach der (richtigen) Anrede. Du oder Sie? Manche Menschen kennt man schon lange bzw. von „früher“, da ist das einfach (Du).. Manche Menschen kennt man „nur“ aus dem geschäftlichen Umfeld, da ist das auch einfach (Sie). Was ist aber mit den Menschen, denen man „flüchtig“ bzw. „virtuell“ in irgendwelchen Netzwerken begegnet bzw. begegnet ist? Welche Anrede ist da richtig und passend?
Ich finde diese Frage immer wieder schwierig! Manchmal gibt es natürlich „Zwischenlösungen“ – ich kann sprachlich die direkte Ansprache vermeiden, ich kann in Postings für bestimmte Zielgruppen beides nutzen, aber manchmal …….. da wünsche ich mir mehr „Sicherheit“ und „Klarheit“.
Die Welt meiner Eltern habe ich in dem Punkt als viel klarer wahrgenommen. Man siezte alle Menschen, die man neu traf – mit Ausnahme von Kindern. Kinder, die man aufwachsen sah, wurden ab einem bestimmten Alter auch gesiezt (wenn sie nicht ausdrücklich auf dem „Du“ bestanden). Ich fand das „damals“ ziemlich streng und kompliziert, heute denke ich manchmal, daß ich über ein so einfaches „Gerüst“ froh wäre, daß mir die Entscheidung abnimmt. Wie oft ist es mir in den letzten Jahren passiert, daß mir Netzwerkkontakte auch nach langen persönlichen Telefongesprächen (mit der Anrede „Du“) Nachrichten schicken, in denen ich plötzlich gesiezt werde. Zufall? Botschaft? Ich weiß es nicht und bin dann manchmal doch etwas verunsichert …..
Manchmal ist es auch schwierig nachzuvollziehen, woher man jemanden kennt. Barcamp (dann Du) oder Konferenz (dann wohl eher Sie)? Twittwoch (Du) oder Kontakt bei Xing (meist eher Sie)?
Einerseits keine wirklich weltbewegende Frage, andererseits eine Frage mit deutlichen Auswirkungen, wenn eine falsch gewählte Anrede ein Gespräch erstickt oder frühzeitig scheitern läßt. Ich habe noch keinen „Königsweg“ gefunden – wenn es ihn gibt, dann freue ich mich über „dezente“ Hinweise!
In diesem Sinne wünsche ich gute Gespräche mit der „richtigen“ Anrede!